Bitte beschreibe dich mit 5 Begriffen:
Tatendrang, Ungeduld, Empathie, Albernheit, Genuss
Wer ist Alisha Andert?
Lässt sich diese Frage überhaupt beantworten? An einem Tag ist sie so, am anderen so. Es gibt Momente, in denen ich denke, ich könnte alles im Leben erreichen, wenn ich mich darum bemühe. Ich bin gut, wenn ich es sein möchte. Dann denke ich: “Alisha, das ist ‘ne Macherin. Eine Antreiberin. Eine, die sich durchsetzt und kein mittelmäßiges Maß akzeptiert.” Und dann fühle ich mich gut mit dieser Rolle.
In einem anderen Moment bin ich die Meisterin der Prokrastination. “Du bist eine Hochstaplerin” denke ich dann. Bald wird auffallen, dass du gar nichts kannst. Wie bist du überhaupt hier hergekommen? Du musst doch noch so viel lernen. Eine, die sich Worte zu Herzen nimmt. Eine, die verunsichert ist. Die bin ich dann eben auch. Aber zeigen tue ich sie euch nicht.
Die einzigen, die ich immer bin, sind eine Frau, eine Tochter, eine Schwester, eine Freundin.
Was sind die wichtigsten Gewohnheiten und Routinen in deinem Leben?
- Ich glaube, die konsequenteste Routine, die ich habe, ist, dass ich jeden Morgen mein Bett mache. Ich könnte nicht das Haus verlassen, ohne das erledigt zu haben.
Ich könnte das Haus nicht verlassen, ohne mein Bett gemacht zu haben.
Alisha Andert
- Die Gewohnheit, die mir aber am meisten in meinem Alltag hilft, ist Sport. Früher habe ich Sport eher zum Abschalten nach der Arbeit im Fitnessstudio genutzt. Ich hatte da aber das Gefühl, dass mir zu viel von meiner freien Zeit verloren geht.
Die Gewohnheit, die mir am meisten in meinem Alltag hilft, ist Sport.
Alisha Andert
- Mittlerweile habe ich das Training etwa dreimal die Woche 30 bis 45 min in meine Morgenroutine eingebaut. Ich versuche mindestens zweimal die Woche Krafttraining zu machen. Dafür habe ich eine Langhantelstange und mehrere Kurzhanteln zu Hause. Zusätzlich mache ich eine HIIT-Einheit in der Woche. Für das Training nutze ich Trainingsvideos von 69 Days. Da hat man auch einen Ernährungsplan, wenn man das ganze Programm absolviert. Ich stehe also morgens auf, rolle die Matte aus und wache quasi erst während des Trainings so richtig auf. Ich starte dann direkt viel zufriedener in meinen Tag.
Ich möchte mindestens einmal am Tag einen geliebten Menschen sprechen.
Alisha Andert
- Außerdem möchte ich mindestens einmal am Tag mit einem geliebten Menschen sprechen. Und zwar nicht über die Arbeit. Im Büro begegnet man natürlich immer vielen Menschen und auch in einer Partnerschaft hat man Kontakt zu einem geliebten Menschen.
Ich neige aber dazu, die Grenzen zwischen Beruflichem und Privatem verschwimmen zu lassen und achte daher darauf, auch bewusst über andere Themen zu sprechen. Nichtsdestotrotz finde ich es aber ganz wichtig, Frust und Ärger oder Sorgen, die der Job mit sich bringt auch im privaten Umfeld besprechen zu können.
- Eine andere Gewohnheit ist es daher, Sorgen nie unausgesprochen ins Bett zu nehmen, sondern zumindest einmal geäußert zu haben.
Wie organisierst du dich? Wie managed du deine Zeit?
Also erstmal bin ich mir ganz sicher, dass es wesentlich produktivere Menschen gibt als mich. Ich bewundere es immer bei anderen, wenn sie ihre eigenen Systeme, wie tägliche To-Do-Listen, konsequent nutzen. Ich bin da weniger konsequent.
Meistens fange ich sehr strukturiert an, wenn ich ein neues Projekt oder neues Thema beginne. Ich mache mir dann auch eine Art Projektplan und überlege mir Milestones und Unteraufgaben, um das Thema beherrschbar zu machen. Letztlich mache ich das aber wohl nur für das gute Gefühl am Anfang, denn mittendrin läuft dann alles wieder ganz anders.
Was mir sehr hilft ist jedes, und zwar wirklich jedes (!) ToDo aufzuschreiben.
Alisha Andert
Was ich allerdings wirklich konsequent mache und was mir sehr geholfen hat, mich zu strukturieren, ist, jedes und zwar wirklich jedes To Do, das ich habe, aufzuschreiben. Ich nutze dafür aktuell Asana. An sich komme ich auch mit Trello gut zurecht. Allerdings finde ich es bei allen Projektmanagement-Tools wichtig, dass ich meinen eigenen Aufgabenbereich habe. Es gibt den Teil, der für alle einsehbar ist und wo alle Aufgaben schön formuliert und perfekt gegliedert bestimmten Projekten zugeordnet sind. Das ist super für den Gesamtüberblick und erleichtert die Zusammenarbeit. Aber ich brauche auch meinen eigenen “messy” Bereich, in dem ich einfach so Sachen wie “XY die Mail schreiben” oder “Das mit dem Logo klären” reinschreiben kann, was auch niemand außer mir verstehen muss. In meinem eigenen Aufgabenbereich gibt es dann auch immer Aufgaben, die sich schneller und leichter erledigen lassen als andere. Diese Aufgaben schnappe ich mir dann, wenn ich mich gerade total unproduktiv fühle und arbeite sie schnell weg.
Was nämlich niemals passieren darf, ist KEINE Aufgabe für den Tag abzuhaken. Was das Zeitmanagement angeht, habe ich mittlerweile ein ganz gutes Gespür dafür, wie lange ich z.B für eine Präsentation, ein Konzept oder einen Text brauche. Ich fange immer früh mit einem “rough draft” an, wo ich meine ersten Gedanken und Ideen rauswerfe. Je nachdem wie zufrieden ich schon mit dem ersten Entwurf bin, plane ich dann mehr oder weniger für das richtige Erarbeiten ein.
Wenn es sich um eine Aufgabe handelt, die mich blockt, lege ich sie mir direkt morgens auf Wiedervorlage, weil ich am Morgen meist produktiver bin. Manchmal blocke ich in meinem Kalender dann auch bewusst eine “Fokus-Zeit”, damit sowohl für andere, als auch für mein prokrastinierendes Zukunfts-Ich klar ist, dass ich mich in dieser Zeit auf eine bestimmte Aufgabe konzentrieren werde.
Was sind deine Arbeitsabläufe und wieso hat du dich für sie entschieden?
Bei der Arbeit starte ich immer mit einem Gesamtüberblick. Ich schaue also, welche Termine für den Tag anstehen und welche in den folgenden zwei Tagen anstehen, um sicher zu sein, dass mir nicht eine ganz wichtige Aufgabe oder Vorbereitung fehlt.
Ich starte immer mit einem Gesamtüberblick für den heutigen Tag und die nächsten zwei Tage.
Alisha Andert
Dann schaue ich in meine To-Do-Liste, also aktuell in Asana, welche Aufgaben für diesen Tag, diese Woche und generell fällig sind. Zum Schluss meines Überblicks gehe ich dann in alle Kommunikationskanäle, also bei mir vor allem verschiedene Slack-Workspaces und Slack-Channel sowie E-Mails. Da ich nicht nur einer Tätigkeit nachgehe, habe ich tatsächlich einige E-Mail-Postfächer und Channel, bei denen ich neue Nachrichten bekommen haben könnte. E-Mails, die noch beantwortet werden müssen, markiere ich mir, damit ich sie nicht übersehe und vergesse. Wenn ich dann einen Gesamtüberblick über anstehende Aufgaben und Kommunikation habe, fühlt sich der Tag meistens beherrschbar an.
Dann versuche ich mit der nervigsten Aufgabe oder einer, die mich aktuell blockt, zu starten, damit ich da nach Möglichkeit bis mittags schon spürbare Fortschritte gemacht habe.
Termine lege ich mir auch gern hintereinander, damit man nicht zu viel überzieht und damit ich dann auch mal längere Phasen am Stück ohne Termine habe und die Zeit für fokussiertes Arbeiten nutzen kann.
Was Pausen angeht, gestalte ich es mir im Homeoffice etwas flexibler, da ich sonst auch oft mit Kollegen draußen essen war. Jetzt schaue ich immer, ob ich lieber mehrere kleine oder eine längere Pause haben möchte. Wichtig ist aber für mich, dass ich den Raum verlasse und nicht während der Pause auf einen Screen schaue. Deshalb verbringe ich sie meistens in der Küche und habe etwaige Benachrichtigungen ausgeschaltet. Wenn Feierabend ist, mache ich das dann auch so. Ansonsten würde ich bis nachts am Screen sitzen. Ein normaler Arbeitstag geht bei mir von etwa 9 bis 19 Uhr. Das kann aber natürlich variieren und auch am Wochenende arbeite ich oft, dann aber zeitlich viel flexibler und ohne festes Schema.
Welche Tools und Werkzeuge sind für deine Arbeit und dein Leben unerlässlich?
Die Tools, die ich am häufigsten verwende, sind wahrscheinlich relativ Standard. Neben den G Suite-Tools wie Docs, Spreadsheet, Forms etc. verwende ich Slack zur Kommunikation, Asana und Trello für Organisation und Projektmanagement und Powerpoint für Präsentationen.
Damit Präsentationen und Posts nicht so langweilig aussehen und man nicht immer auf dieselben Icons zurückgreifen muss, nutze ich außerdem sehr gern Canva. Dort kann man sich auch sehr simpel eigene Visuals bauen. Das ist vor allem praktisch, wenn man (so wie ich) zwar kein schlechtes Auge, aber keinerlei Ahnung von Grafikdesign hat. Mit am wichtigsten ist für meine Arbeit aber noch ein anderes Tool, nämlich Mural. Das ist ein virtuelles Whiteboard, in dem man auch sehr gut mit anderen, z.B. Kunden, zusammenarbeiten kann. Ein sehr ähnliches Tool ist Miro. Ich persönlich nutze Mural aber lieber, weil es mir für Kunden noch intuitiver erscheint und das bei Online-Workshops sehr wichtig ist, damit man sich nicht lang mit technischem Intro aufhält.
Zu guter letzt geht natürlich heutzutage nichts ohne Videokonferenz-Tools. Wir bei This is Legal Design sind dabei auf jedes mögliche Tool eingestellt, weil wir uns nach unseren Kunden richten. Ich persönlich mag aber Zoom am liebsten, da es simpel ist und die meisten damit umgehen können. Außerdem benötigen wir die Funktion der Breakout-Rooms, um z.B. innerhalb eines Workshops unterschiedliche Teams bilden zu können.
Wie findest du Balance im Leben? Wo holst du dir den Ausgleich?
Ausgleich finde ich über Sport, Aktivitäten und Gespräche mit Freunden und bei meiner Familie.
Ich habe Glück, denn als Berlinerin, die in Berlin geblieben ist, habe ich meine Familie nah bei mir und kann jederzeit zu ihnen, wenn ich zum Beispiel mal sehr ausgelaugt bin. Ich habe dort einen Rückzugsort. Gerade während der langen Wochen und Monate im Lockdown habe ich gemerkt, wie viel Kraft mir das gegeben hat. Vor allem, weil einige andere Aktivitäten wegfallen.
Auch den Sport, den ich seit einigen Jahren in mein Leben integriert habe, möchte ich nicht mehr missen. Körperliche Fitness ist ein wichtiger Grundstein, um einen oftmals stressigen Job überhaupt machen zu können. Zwar bin ich vor Corona auch sehr gern feiern gegangen (und werde das sicherlich auch wieder tun), ich merke aber, dass es mir durchaus gut tut, an den Wochenenden zu einer ähnlichen Zeit wie am Wochenende ins Bett zu gehen. Zukünftig werde ich diese ruhigen Zeiten mehr wertschätzen können denke ich.
Wie bringst du Abenteuer und Exploration in dein Leben?
Ich glaube, da könnte ich während des Lockdowns tatsächlich noch etwas mehr dran arbeiten 😉 Ich fahre gern mit Freunden an Orte, wo wir noch nicht waren. Ein Tierpark in Brandenburg, eine schöne Wanderroute oder einfach eine Stelle an der Havel, wo wir nicht ständig sind. Ich bin da aber selbst leider wenig kreativ und baue oft darauf, dass sich meine Freunde etwas überlegen. Dann bin ich auch sofort dabei. Aber da könnte ich mal meine eigene Initiative verbessern!
Was sind deine Investment Gewohnheiten?
Ganz simpel: Jeden Monat geht ein bestimmter Betrag von meinem Konto ab, der in ETF’s investiert wird. Das läuft automatisch und ich rühre es nicht an. Auf weitere Aktienkäufe habe ich keine Lust. Dafür interessiert mich das Thema nicht genug. Ich fahre hier also den “sicheren” Weg. Außerdem geht jeden Monat (direkt am 1.) ein Betrag auf ein Tagesgeldkonto. Da vermehrt sich das Geld zwar nicht, aber es liegt dort sicherer als auf meinem Giro-Konto, wo ich es einfach ausgeben würde.
Was bedeutet es für dich selbstständig zu sein? Warum hast du dich dafür entschieden?
Das ist einfach. Den Job, den ich als Selbstständige mache, gab es ganz einfach vorher nicht. Ich habe also gar nicht so sehr aus dem Drang heraus gehandelt, dass ich unbedingt unabhängig sein möchte.
Es ist eigentlich sehr angenehm, als angestellte Arbeitnehmerin jeden Monat einen Paycheck zu bekommen und auch mal krank werden zu können, ohne dass man direkt in Panik verfallen muss.
Ich habe aber auch festgestellt, dass ich an sich alles mitbringe, um selbstständig zu arbeiten, denn ich bin ohnehin intrinsisch motiviert, quasi nie krank und sehr pflichtbewusst. Dafür kann ich nun an meinem eigenen Baby arbeiten und das ist tatsächlich nochmal ein völlig anderes Lebensgefühl.
Alles, was ich und meine Mitgründer/innen uns an Produkten und Diensten überlegen und wünschen, kann genauso passieren. Das Unternehmen, das wir uns wünschen, können wir aufbauen. Die Arbeitgeber/innen, die wir bewundern, können wir selbst werden. Etwas selbst aufzubauen als Team, ist ein tolles Gefühl, wenn man diesen “Drive” liebt. Und das tue ich absolut!
Wonach bist du süchtig? Was lässt dich nicht los?
Zucker. Gesund zu kochen und ausgewogen zu essen, fällt mir an sich gar nicht schwer. Aber von Zucker komme ich sehr schwer los. Ich weiß schon, dass man sich das auch abgewöhnen kann (das behaupten Leute jedenfalls). Und nach 2 Wochen ohne Zucker habe ich auch schon weniger Verlangen danach. Aber ich erinnere mich doch trotzdem daran, wie toll Schokolade schmeckt! Ich backe auch gern gesündere Alternativen, aber bisher habe ich keinen guten Ersatz für Kinderriegel, Bounty & Co. gefunden.
Welche Menschen, welche Erlebnisse haben dein Denken nachhaltig gepräft und wieso?
Eine Person, die mein Leben sehr entscheidend geprägt hat, ist meine Mitgründerin, Lina Krawietz.
Wir haben gemeinsam Jura studiert und sie verließ zunächst nach dem ersten Staatsexamen den klassischen Jura-Pfad und studierte Design Thinking. Ihre Erfahrungen dort und das neue Mindset, das sie lernte, haben mich dazu bewegt, ebenfalls über den juristischen Tellerrand hinauszublicken. Ich habe dann auch noch Design Thinking studiert und wir haben zusammen “This is Legal Design” gegründet. Das Besondere ist, dass wir eben auch tatsächlich seit vielen Jahren (mindestens 12) sehr gut befreundet sind und die typischen Freundschaftskrisen bereits hinter uns gebracht haben. Da kann uns nicht mehr viel erschüttern. Wir ermutigen uns gegenseitig.
Ich erinnere mich an die Situation, als ich zum ersten mal auf ein Panel eingeladen wurde. Es war auch noch auf Englisch. Ich habe direkt 20 Gründe gefunden, weshalb ich dafür gar keine Expertin bin und sie besser jemand anderes fragen sollten. Lina hat dann gesagt: “Du gehst da hin! Da gibt es gar keine Diskussion!”. Dass sie sich da so sicher war und mich nicht in meiner Unsicherheit bestärkt hat, war genau das, was ich brauchte. Das Panel lief übrigens sehr gut! Später hat sie mir erzählt, dass es ihr selbst solchen Mut gemacht hat, mich da zu sehen. Kurze Zeit später konnte ich sie dann bestärken, selbst auf einem Panel zu sprechen und seitdem ist es für uns völlig normal geworden.
Welches eine Buch hat dein Leben verändert und wieso?
“Das Gegenteil von Einsamkeit” von Marina Keegan.
Das Buch hat mich auf verschiedenen Ebenen bewegt. Es handelt sich um Kurzgeschichten und Essays von der damaligen Yale-Studentin. Sie schreibt unglaublich feinsinnig über Gefühle und Themen, die junge Erwachsene beschäftigen. Das ist an sich schon beeindruckend, weil sie damals erst Anfang 20 war. So ein Talent und Drive in jungen Jahren finde ich sehr inspirierend und zeigt mir, dass man das tun sollte, was man liebt, weil man sich da am meisten reinhängt und dann auch besser wird.
Die Geschichten von Marina Keegan haben aber noch eine andere, sehr tragische Ebene. Sie starb mit 22 Jahren in einem Autounfall. Man hat eben nur dieses eine, manchmal viel zu kurze Leben. Sie hat es dennoch geschafft, einen wertvollen Teil von sich und ihrer Leidenschaft, dem Schreiben, zu hinterlassen.
So einen Impact zu haben – das wünsche ich mir auch.
Was möchtest du der Welt gerne mitteilen?
Finde etwas, was dir Freude bereitet und dann mach genau das! Wenn du das Gefühl hast, der Job, den du machen wollen würdest, wurde noch nicht erfunden, dann erfinde ihn. Es gibt keinen bessere Antrieb, als für etwas zu brennen. Der Erfolg kommt dann schon nach.